Zu den Anfängen und Motivation meiner/unserer Sammeltätigkeit von zeitgenössischer Kunst!

Als Kunsterzieherin am Gymnasium, erst in Hamburg, wo ich den Künstler Karl-Heinz Essig kennenlernte (er zog später nach St. Vit bei Rheda-Wiedenbrück), dann in Wuppertal, wo ich im Rahmen einer Ausstellung „Realisten in Wuppertal“, an der ich auch mit zwei Arbeiten teilnahm, die Bilder von Georg Deeg entdecken durfte. Dort erwarben wir auch das Bild von Danos Papadopoulos. Es waren von Anfang an Bilder und Objekte, von denen ich sagen kann: Liebe auf den ersten Blick! Um meine Auswahlkriterien auch sachlicher zu formulieren: eine sichtbare Beherrschung künstlerischer Mittel und ein sichtbares Verlangen in ästhetischer Form etwas Existenzielles zum Ausdruck bringen zu wollen!

Als ich meinen Schuldienst in NRW beendete, zog ich mit meinem damaligen Lebensgefährten und Mitfinanzierer der Sammeltätigkeit, Rolf Meier, nach Südfrankreich, wo wir in einem alten von uns renovierten Ardèchoiser Steinhaus einen Ausstellungsraum einrichteten und Ausstellungen zeitgenössischer Künstler organisierten. Wir mussten nicht lange nach ihnen suchen! In Südfrankreich leb(t)en und arbeite(t)en viele. Es war die Gegend (St. Martin d’Ardèche), wohin Max Ernst sich für eine gewisse Zeit zurückgezogen hatte, und Anselm Kiefer, um zwei bekannte Namen zu nennen, auch später hinzog. Durch eine „Hommage an Max Ernst“, die wir mehrere Sommer in St. Martin d’Ardèche“ mit den dort lebenden Künstlern veranstalteten, lernte ich einige kennen. In dem Zusammenhang entstand eine im Stil von Marcel Degombert gemalte Kopie des bekannten Bildes von Max Ernst „das Rendezvous der Freunde“ mit aufmontierten Köpfen aller teilnehmenden Künstlern und Künstlerinnen. Ich habe leider nur ein Foto davon. Auch in dem Zusammenhang sind drei große Arbeiten von mir entstanden. Die erste zu Max Ernsts Bild „Der Garten Frankreichs“, die zweite zu dem Bild „Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen: Breton, Eluard und ihm, dem Maler“ und die dritte zu seinem Collage-Roman: „L’homme 100 têtes“. Dasjenige, das ich „Saint Joseph s’amuse avec la petite Jesa devant les témoins: Elsa Triolet, George Sand et Simone de Beauvoir“ genannt habe, ist hier mit abgebildet.

Eine zweite Liebe auf den ersten Blick waren dann die Arbeiten von Raymond Walewijk und Thierry Baker. Der erste nahm sich mit 50 Jahren das Leben, obwohl er gerade zu dem Zeitpunkt mit einer großen Einzelausstellung in der Kathedrale von Lyon begann, einen Bekanntheitsgrad über das Ardèche hinaus zu bekommen, und der zweite ist leider jung an Aids gestorben. Dann gab es immer wieder Begegnungen mit Bildern oder Objekten mit dieser Wirkung. Wir haben sie in unserem Haus ausgestellt und dann eines oder mehrere davon behalten. So ist unsere schöne und reichhaltige Sammlung zustande gekommen. Die Arbeiten von Sylvia Leschert, Elke Pollack, José Pimmel und Simone Adou entdeckte ich seit ich das Ardèche verlassen habe, und jetzt im Dreiländereck: Markgräfler Land, Frankreich und Schweiz lebe.

Helma Hein
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